Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber und Ministerialdirektor Dr. Jochen Gebauer vom Bundesumweltministerium haben im Rahmen eines Festaktes in Röttenbach (Stadt Leutershausen) den Förderbescheid für das Naturschutzgroßprojekt „chance.natur – Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal“ über eine Summe von rund 6,57 Millionen Euro an Landrat Dr. Jürgen Ludwig übergeben. Das Projekt im Landkreis Ansbach kann nun in den kommenden zehn Jahren in die Umsetzung gehen.
Dabei geht es um den Schutz einer ganz besonderen Kulturlandschaft, um den Erhalt eines der bedeutendsten Wiesenbrütervorkommen Süddeutschlands und um die Sicherung der seit jeher prägenden Faktoren im Altmühltal: ausgeglichener Wasserhaushalt und naturverträgliche Grünlandnutzung. Übereinstimmend betonten alle Redner, das Projekt biete eine einmalige Chance für die Region, nicht nur für den Arten-, Klima- und Gewässerschutz oder die regionale Wertschöpfung. Es besteht die große Chance, Landwirtschaft, Naturschutz und die Menschen zusammenzubringen. Denn eines der Ziele des Projektes ist es, mit allen Akteuren zusammenzuarbeiten und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Landrat Dr. Jürgen Ludwig ließ in seiner Eröffnungsrede die Entstehungsgeschichte des Projektes Revue passieren. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie vor nunmehr zehn Jahren Vertreter des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz und des Mittelfränkischen Landschaftspflegeverbandes an ihn herangetreten sind, um auf den dramatischen Rückgang der Vorkommen von Uferschnepfe, Brachvogel, Kiebitz und anderen Arten aufmerksam zu machen. Umso mehr freut er sich, dass der lange und nicht immer einfache Weg der Projektfindung, Antragsstellung und Planung nun zum Ziel geführt hat: „Trotz der finanziell und wirtschaftlich angespannten Zeiten setzen Bund und Land mit der Fördersumme ein deutliches Signal für die Entwicklung des ländlichen Raumes. Auch der Landkreis Ansbach bekennt sich zum Erhalt des einzigartigen Lebensraums für Tier und Mensch.“ Mit klarer Mehrheit stimmte der Kreistag im vergangenen Jahr für die Freigabe des Eigenanteils in Höhe von 10 Prozent der Gesamtkosten. Das sind in den kommenden zehn Jahren nahezu eine dreiviertel Million Euro für das Naturschutzgroßprojekt, das unter der alleinigen Trägerschaft des Landkreis Ansbach in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern und dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken startet.
Für Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber ist die im Altmühltal seit vielen Jahren praktizierte Zusammenarbeit beispielhaft: „Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen und der Artenvielfalt gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben. Wir wollen bei dem Projekt im Altmühltal die Belange von Naturschutz, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft miteinander verbinden. Wir setzen dabei auf Freiwilligkeit und Kooperation. So wird das Projekt ein Gewinn für die ganze Region: Wir erhalten die einzigartigen Wiesenlandschaften als Heimat für seltene Vogelarten. Wir bewahren ein unverwechselbares Stück fränkischer Heimat für Einheimische und Touristen. Wir schaffen Mehrwert durch neue Wertschöpfung für die Landwirtschaft. Das gelingt nur gemeinsam.“
„Das Bundesförderprogramm „chance.natur“ ist ein Erfolgsmodell“, betonte Ministerialdirektor Dr. Jochen Gebauer vom Bundesumweltministerium. Seit 1979 wurden über 550 Millionen Euro Bundesmittel für 92 Projekte bereitgestellt, womit auf einer Fläche von über 7.500 Quadratkilometer – das ist rund ein Prozent der Gesamtfläche der Bundesrepublik – Maßnahmen zum Erhalt der Landschafts- und Artenvielfalt durchgeführt werden konnten. Das Bundesförderprogramm fördert Projekte von bundesweiter Bedeutung. Das Altmühltal als eines der letzten großen Wiesenbrütergebiete Süddeutschlands, in dem noch alle neun Wiesenbrüterarten vorkommen, hat diese Bedeutung.
Abgerundet wurde der Festakt mit einer Ortsbesichtigung. Der Leutershäuser Ortsteil Röttenbach liegt unmittelbar am Rande des Wiesenbrütergebietes „Brunst-Schwaigau“. Die Gäste konnten sich hier von einer Anhöhe aus einen guten Eindruck verschaffen, was einen Wiesenbrüterlebensraum charakterisiert: arten- und strukturreiche Wiesen mit ausreichender Wasserversorgung und eine weithin offene Landschaft.
Projektleiter Dietmar Herold stellt fest: „Wir müssen die Auen in ihrer Gesamtheit betrachten und schützen. Es geht nicht nur um die Vogelwelt, es geht um den Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft in allen ihren Facetten. Ein effektives Wassermanagement, das angesichts der Klimaveränderungen immer wichtiger wird, und die Förderung der bäuerlichen Grünlandwirtschaft, die diese Vielfalt hervorgebracht hat und trägt, sind zwei der entscheidenden Aspekte.“
Auch die Vertreter des Landschaftspflegeverbandes und des Landesbund für Vogel- und Naturschutz sind überaus froh: „Ich freue mich sehr über den Start der Umsetzungsphase des „chance.natur“-Projektes „Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal“, erklärt Gerhard Wägemann, Vorsitzender des Landschaftspflegeverband Mittelfranken. „Dieses Projekt bietet die einmalige Möglichkeit, die über Jahrzehnte zum Wiesenbrüterschutz gewonnenen Erfahrungen im Wiesmet auf große Teile des Altmühltals zu übertragen. Gerade die intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landwirten ist hier sicher beispielhaft zu nennen“, so der frühere Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen. Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz, sagte abschließend: „Das derzeit größte Wiesenbrüterschutzprojekt Bayerns bietet uns hervorragende Möglichkeiten, wichtige und notwendige Maßnahmen zum Schutz hoch bedrohter Arten wie Uferschnepfe und Brachvogel umzusetzen. Es umfasst die bedeutendsten Feuchtwiesenlebensräume Süddeutschlands, die wir unbedingt erhalten müssen, um unseren Wiesenbrütern eine dauerhafte Lebensgrundlage zu bieten.“ Für den Bayerischen Bauernverband betonte Kreisobmann und Kreisrat Reinhold Meyer das gute Miteinander aller Akteure.