Lebensraum Altmühltal

Gute Aussicht für die Wiesenbrüter, Schutz bedrohter Niedermoorarten

Es mag widersinnig anmuten und auf Unverständnis stoßen. Zum Schutz eines der wertvollsten Niedermoore im Landkreis Ansbach und eines der letzten Uferschnepfenbrutgebiete Bayerns wurden im Naturschutzgebiet „Heglauer Wasen“ elf alte „Hybrid-Pappeln“ gefällt. Die Naturschutzbehörden des Landkreises und der Regierung stimmen der Maßnahme uneingeschränkt zu. Warum ist dies so? Projektleiter Dietmar Herold hat hier eine klare Meinung: „Es ist eine Frage der Abwägung und der Prioritätensetzung. Wollen wir gebietsfremde Pappeln schützen, die überall noch zu finden sind und jederzeit neu gepflanzt werden können, oder vom Aussterben bedrohten Niedermoorarten und Wiesenbrüter, die nur hier vorkommen können und für immer verschwunden sein werden, wenn wir sie nicht schützen?“

Beides zusammen geht nicht. Warum ist dies so? Bei den „Hybrid-Pappeln“, die vor etwa 70-90 Jahren angepflanzt wurden handelt es sich um eine Kreuzung aus der Kanadischen und der Europäischen Schwarz-Pappel, die aufgrund des schnellen Wuchses ab Ende des 17. bis Mitte etwa des 20. Jahrhunderts vor allem an nassen Standorten oft gepflanzt wurden. Ursprünglich gehören sie hier nicht her. Denn noch bis in die 70er Jahre waren im nördlichen Wiesmet so gut wie keine Gehölze vorhanden. Die Flächen im Naturschutzgebiet sind sehr nass und unzugänglich. Es handelt sich um eines der letzten von drei großen Niedermoore im Landkreis Ansbach. Es wird von Hang- und Grundwasser gespeist. Die Böden sind von organischen Niedermoortorfen geprägt, die einen großen Beitrag zur CO2-Speicherung beitragen. Das Moor ist aufgrund seiner besonderen Standortverhältnisse Lebensraum für eine Vielzahl seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Woll- und Pfeifengras sind hier noch zu finden, drei Orchideenarten, Sumpf-Läusekraut, „Teufelsabiss“ und eine Vielzahl seltener Seggen, ebenso das Große Wiesenvögelchen, eine stark gefährdete Schmetterlingsart, dessen Raupen an Wollgras fressen und die in Mittelfranken nur noch hier zu finden ist.


Bäume werden gefällt
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Bäume werden gefällt
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Bäume werden gefällt
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Der „Wasen“ wurde früher gemeinschaftlich als Weide und noch bis in die 80er Jahre zur Gewinnung von Einstreu für den Stall genutzt. Wie bei vielen Mooren führte die Aufgabe der Nutzung verbunden mit Entwässerung auch am Heglauer Wasen unweigerlich zu einem Zuwachs von Büschen und Gehölzen, die die letzten offenen Moorflächen und alle seltenen Arten mehr und mehr verdrängen. Die Pappeln entziehen der Fläche viel Wasser, sie beschatten die Niedermoorbestände und der Laubeintrag führt zu einer Nährstoffanreicherung. Das Moor degeneriert zunehmend. Die Entwässerung führt zu einer Zersetzung der organischen Böden und CO2 Freisetzung. Dies gilt es aufzuhalten.

Darüber hinaus liegt südlich des „Wasens“ eines der letzten Brutgebiete der Uferschnepfe, auch Brachvögel und Kiebitze sind hier noch in hoher Zahl anzutreffen. Die Uferschnepfe steht in Bayern kurz vor dem Aussterben. Bayernweit gab es 2025 nur noch 14 Brutpaare, vier davon hier bei uns. Gehölze im Wiesenbrütergebiet sind immer eine große Gefahr. Wiesenbrüter meiden Gehölze und halten in der Regel einen gebührlichen Abstand ein. Sie wissen instinktiv, in und an Gehölzen lauern Gefahren. Pappeln sind ideale Ansitzwarten und Brutplätze für Rabenkrähen, Mäusebussarde, Turmfalken und andere natürliche Feinde der Wiesenbrüter. Auch 2025 fielen einige Küken und sogar ein Alttier, Mäusebussard und Rabenkrähen zum Opfer. In derartig hochwertigen Gebieten hat der Erhalt der „offenen“ Landschaft oberste Priorität, weshalb schon in den 90er Jahren im Arten- und Biotopschutzprogramm „Modellvorhaben Wiesmet“ die Pappelentfernung als Maßnahmen enthalten war, leider jedoch nie umgesetzt wurde. Das wurde nun nachgeholt.


Ein gefällter Baum
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Ein Nistkasten wird aufgehängt
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Ein Nistkasten wird aufgehängt
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Die Bürger und Bürgerinnen von Hirschlach, die Stadt Merkendorf und auch die Jäger wurden eingebunden und informiert. Als vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen wurden bereits Fledermaus- und Vogelnistkästen installiert und im kommenden Frühjahr werden, so wie es jeder andere Vorhabenträger auch tun muss, Ausgleichspflanzungen durchgeführt. Denn auch Pappeln haben, selbst wenn sie gebietsfremd sind, eine Bedeutung im Naturhaushalt.